von Roman Badertscher

Deutsche Politik verbietet Zuschauer an Grossveranstaltungen bis Ende des Jahres.

Diese Überschrift zu lesen ist für mancher Eishockeyfan nur schwer zu ertragen – wie auch für mich. Bund und Länder verlängern im Kampf gegen das Coronavirus das Verbot von Grossveranstaltungen bis zum 31. Dezember. Dazu gehören unter anderem Volksfeste, grössere Konzerte, Festivals und Sportveranstaltungen mit Zuschauern. Wie lange das für die Proficlubs noch gut geht, ist schwer einzuschätzen. Es ist ein Kampf gegen drohende Konkurse.

Eigentlich hätte am 13. November die neue DEL-Saison beginnen sollen. Ob an diesem Termin trotz des Verbots festgehalten wird, ist unklar. Ein sogenanntes Geisterspiel kostet den Profivereinen tausende von Euro im sechsstelligen Bereich. Wie soll ein Club Geld verdienen ohne Zuschauer, ohne Gastronomieeinnahmen, ohne Trikotverkäufe in den Stadionfanshops?

Trikotverkäufe sind ein wichtiges Standbein für die Clubs.

Vereine, die einen grossen finanzstarken Geldgeber an der Seite haben, werden wohl irgendwie über die Runden kommen. Was geschieht mit Clubs, die selber wirtschaften? Es hängt ja nicht nur die DEL daran, sondern auch die DEL2, Oberligen und Landesligen. Die vor den Playoffs abgebrochene Saison wird sich noch nicht allzu stark negativ auf die finanziellen Situationen auswirken. Was noch bevorsteht, wird schlimmer zu spüren sein. Vor allem wenn das Verbot von Grossveranstaltungen nicht aufgehoben wird.

Bisher ist von den grossen Ligen einzig die KHL in die neue Saison gestartet. Dort gilt eine Stadionauslastung je nach Region zwischen 10 und 50%. Auch die finnische Liiga plant eine baldige Rückkehr mit Zuschauern. Die neue multinationale ICE Hockey League (vorher EBEL) soll in knapp drei Wochen wieder los gehen.

In der Schweiz wurde gerade in dieser Woche die Rahmenbedingungen des Bundesrats vorgegeben. Die Saison wird am 1. Oktober starten. Die Clubs haben Schutzkonzepte ausgearbeitet, die nun von den Kantonen bewilligt werden müssen. Die Entscheidung über eine Spieldurchführung aufgrund der verschiedenen Pandemie-Situationen an den jeweiligen Standorten obliegt den kantonalen Behörden, nicht dem Bund. Das heisst, das Spiele kurzfristig abgesagt respektive verschoben werden können. Niemand zahlt die Ausfälle dafür, ausser die Clubs selbst.

Des Weiteren gilt eine strenge Maskenpflicht im Stadion, Essen und Trinken darf man nur im Sitzen auf den persönlich zugeteilten Sitzplätzen und die Temperatur wird vor dem Eingang gemessen. Das heisst, alle Clubs werden ihre Stehplätze in Sitzplätze auf eigene Kosten umbauen müssen. Dadurch verkleinert sich die Kapazität der maximalen Auslastung. Zudem wird vom Bundesrat vorgegeben, dass nur 2/3 der Sitzplätze belegt werden dürfen.

Wann geht es endlich wieder los? Oder ist alles im Eimer?!

Nehmen wir ein Beispiel am Ligakrösus SC Bern. Die Berner haben normalerweise eine maximale Stadionauslastung von 17’031 Fans, nun fallen rund 10’000 Stehplätze weg, dafür können rund 4’000 zusätzliche Sitzplätze geschaffen werden. Dies ergibt eine Kapazität von rund 11’000 Plätzen. Wenn wir davon 2/3 nehmen, sind wir bei einer Belegung von rund 7300 Plätzen. Man kann sagen, immerhin, besser als gar nichts. Doch alle Clubs planen bereits mit einem Verlust, allenfalls sind auch Lohnkürzungen ein Thema.

Immerhin, in der KHL, der Liiga und in der Schweiz wird bereits oder soll bald wieder Eishockey gespielt werden. Mit entsprechenden Schutzkonzepten wäre dies auch in Deutschland möglich. Die Politik muss nur wollen und die Medien müssten mehr darüber berichten. Aber die Medien interessieren sich leider nur für den Fussball, was für alle anderen Sportarten und -ligen kein gutes Zeichen ist. Hoffen wir, dass auch in Deutschland ein Umdenken stattfindet.