Was die DEL von der MLB lernen kann

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In dieser Woche diskutiert unser Host Helmut Krebs die aktuelle Situation in den deutschen Eishallen in Bezug auf das Entertainment rund um das Spiel und vergleicht dieses mit der MLB.

Zugegeben, der Vergleich ist weit hergeholt, – die meistern Leser*Innen werden sich ob dieser Überschrift sicherlich gewundert haben. Und trotzdem, lasst uns mal über den oft zitierten Tellerrand hinaus schauen.

Wo befinden wir uns gerade?

Die DEL ist eine Mischung aus alten EIS-Hallen und neuen multifunktionalen Arenen. Eines haben die Arenen aber fast alle gemeinsam: der Entertainment-Faktor rund ums Spiel ist eher ausbaufähig. Dass Sharky im dritten Drittel einmal zum Tanz bittet ist schön und eine Attraktion, auch andere Standorte wie Mannheim versuchen mit einem Rahmenprogramm inklusive Moderation die Fans mit Statistiken mitzunehmen. In anderen Eishallen geht es eher traditionell zu, – Highlight ist das Spiel, was natürlich auch gut so ist, inklusive Wartezeiten einer gesamten Drittelpause für ein Getränk und eine Bratwurst (Lösung dafür weiter unten). Trotzdem hat man langsam immer wieder das Gefühl: rund ums Spiel sollte da noch was gehen.

Ticket = Entertainment ?

Die Tickets in der DEL sind im Vergleich mit anderen Ligen zwar immer noch relativ günstig, will man allerdings mit einer Familie einen schönen Ausflug zum Eishockey machen, kann das schon mal ein dreistelliger Betrag werden. Natürlich muss jede/r für sich selbst wissen und entscheiden, ob man sich das leisten kann und möchte. Für das Geld sollte dann aber maximal etwas geboten werden. Das Spiel als Zentrum der Show. Oh, nun hab ich ein böses Wort gesagt.

Muss es denn eine Show sein?

Ich höre immer wieder „eine Show, sowas brauchen wir nicht, es geht ums Eishockey und nicht um irgendein schillerndes Rahmenprogramm“. Wenn man sich aber mal überlegt, was von einem Spiel bleibt, welches für die Familie 200€ gekostet hat? Das kann natürlich ein Hattrick sein, oder auch eine 0-7 Niederlage an einem Dienstagabend gegen Berlin. Will man sich einzig tatsächlich an diese Niederlage  erinnern? Nicht falsch verstehen, damit meine ich nicht, dass das Spiel gleichgültig sein soll, im Gegenteil. Ich möchte lediglich eine andere Sichtweise darstellen.

Was hat es nun mit dem Vergleich mit der MLB auf sich? Vor knapp zwei Wochen besuchte ich das London-Game der Philadelphia Phillies gegen die New York Mets im London Stadium. Baseball ist weitestgehend als eine Sportart bekannt, welche über das Gespielte auf dem Feld unterhält. Seih es mit Spielen und Aktionen zwischen den Innings (die kleinen Pausen, während Offense und Defense wechseln), es gab originales MLB-Essen, generell war man einfach gut unterhalten auch abseits der eigenen Plätze.

Eishockey bietet auch Möglichkeiten, das Publikum über das Eis hinaus zu unterhalten. Powerbreaks, Schiri-Pfiffe, alles möglich.

Geht es denn weg von der Tradition?

Nein, es ist eher ein Mitnehmen neuer Fans. Oder das Generieren dieser. Das hört sich sehr technisch an. Ist es aber gar nicht: Eishockey ist eine der familienfreundlichsten Sportarten, das hört man immer wieder. Was hält neue Fans in der Halle ? In erster Linie der Sport und die Stimmung in den Kurven. Warum dann nicht auch dazu ein entsprechendes Rahmenprogramm? Dieses meint nicht Schlager-Sänger*Innen in Drittelpausen, sondern beispielsweise Aktionen auf dem Videowürfel: Kiss-Cams, Maskottchen-Aktionen, Quizzes über die Historie der Organisation. Da gibt es viele Möglichkeiten die Zuschauer*Innen auch emotional an den Club zu binden, ohne dass der Charme des Spiels verloren geht. Wenn es eine Sportart schafft, sich der Moderne anzupassen, ist es Eishockey. Stichwort Videobeweis. 

Eventies, Eventies, Eventies

Auch wieder so ein böses Wort. Wie ist nochmal die Definition für „Eventy“? Menschen, welche wegen des Events in die Halle gehen und nicht wegen der Sportart. Menschen, die beispielsweise das Geschehen mit ihren Smartphones filmen oder Fotos machen, um diese dann auf Social Media zu teilen. Böse, böse. Lasst uns mal gemeinsam überlegen: was genau ist daran so schlimm? Zu Ersterem: Wie wählt man für sich aus, wie man seine Freizeit verbringt? Man wird in der Regel auf die Sportart aufmerksam und nicht auf das Event. Zu Zweiterem: wenn dann neue Leute in die Halle kommen um die Stimmung in der Halle, oder ein cooles Tor festhalten möchten, das ist dann schlimm, weil? Das Argument ist dabei: diese Leute achten nicht auf das Spiel, sondern versuchen lediglich für Social Media schöne Fotos und Videos zu machen. Und nun? Erstmal glaube ich nicht, dass sich diese Leute nicht nicht für die Sportart interessieren, sonst hätten diese ja kaum eine 30-50€+ Karte gekauft. Denken wir mal weiter: diese Fotos und Videos auf Social Media sind dann genau was? Auch Werbung für die Sportart, richtig. Und das ist schlecht, weil?

Zur Wahrheit gehört aber auch: je größer die Hallen, desto mehr Zuschauer und Fans können in die Hallen, klar oder? Und wie bekommen die Organisationen neue Leute in die Halle? Werbung, Erfahrungen, persönliche Empfehlungen. Da schließt sich der Kreis zum anfänglichen Thema wieder: ein Rundum-Eishockey-Entertainment-Paket bedeutet nicht, dass die traditionelle, gute Eishockey-Stimmung durch Mitmach-Aktionen ausgewechselt wird – im Gegenteil: das Eine ergänzt das Andere. Ein Entertainment-Paket, wie auch Stände mit ausschließlich kontaktloser Zahlung (die versprochene Lösung für mehr Freizeit in den Drittelpausen, ach…) sind zeitgemäß und werden immer mehr in die Hallen kommen. Und an uns Eishockeyfans liegt es, diese zu integrieren. Wie eben auch neue Fans, welche in unserer Sportart herzlich willkommen sind.

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