von Benjamin Dornow
Willkommen zum zweiten Teil des Gastbeitrags Herne und Hannover – It’s a Long Way tot he Top! Wenn ihr Teil eins noch nicht gelesen habt, könnt ihr ihn -> hier <- finden. Viel Spaß beim Lesen!
Zwischenstopp Oberliga?
Nach dem Aufstieg etablierten sich die mittlerweile wieder als Indians auflaufenden Hannoveraner schnell in der Oberliga und richteten ihren Blick sofort weiter nach oben. Das große Ziel – die Rückkehr in die Zweitklassigkeit. Sie kamen dem Aufstieg zwar Jahr für Jahr immer näher, doch bisher wurden die Bemühungen der ECH-Mannschaften nicht belohnt. Nach einer bitteren Finalniederlage gegen den EV Landsberg starteten die Niedersachsen im Herbst 2008 einen neuen Anlauf.
Auch der Herner EV sah die Oberliga nur als kurzen Boxenstopp auf dem Weg zurück in höhere Gefilde an. Dieses Ziel sollte mit Unterstützung eines in der Eishockeyszene bestens bekannten Mannes umso schneller erreicht werden können. Ralf Pape, damaliger Mäzen des DEL-Klubs Füchse Duisburg, stieg beim Herner EV als Investor ein.
Laut Plan sollte der HEV zunächst zu einem Leistungszentrum für junge Spieler aus der Region werden und mittelfristig in die 2. Bundesliga zurückkehren. Eine schlagkräftige Mannschaft, verstärkt von Förderlizenzspielern aus dem ganzen Ruhrgebiet, sollte den von Manager Shannon McNevan postulierten Traum von Hockeytown für Herne verwirklichen.
Ein Kohlefleck auf der weißen Weste
Nach einer für Hannover erwartungsgemäß dominanten, für Herne immerhin soliden Oberliga-Hauptrunde brachte die Abschlusstabelle der Oberliga Nord – und die Insolvenz der Blue Lions Leipzig sowie das damit verbundene Nachrücken des HEV – beide Vereine im Frühjahr 2009 im Playoff-Halbfinale zusammen.
Obwohl die Indians als Tabellenerster der Oberliga Nord schwer favorisiert waren, versteckten sich die Herausforderer aus dem Pott keineswegs. Schon das Auftaktspiel konnte Hannover erst in den Schlussminuten endgültig für sich entscheiden. Im zweiten Match setzte der HEV seinen ersten Stich. In einem wilden Playoff-Kampf konnten die Herner die Serie mit einem 4-2 Erfolg ausgleichen.
Mit diesem Erfolgserlebnis im Rücken hätte der HEV den Favoriten aus Niedersachsen beinahe richtig ins Schwitzen gebracht. Spiel drei am Pferdeturm ging in die Verlängerung, die Hannover jedoch so wie das entscheidende vierte Spiel für sich entscheiden konnte.
Nicht nur sportlich ging es zwischen den beiden Mannschaften hoch her. Die nordamerikanisch geprägten Mannschaften boten toughes Playoff-Hockey und sammelten zusammen über die vier Spiele 248 Strafminuten. Allein im zweiten Match durften die Indians 16 Mal in Überzahl spielen. Es sollte nicht die letzte ruppige Begegnung dieser beiden Vereine werden.
Das Finale gegen den EC Bad Nauheim ging mit einem glasklaren Sweep an Hannover. Spiel zwei in Herne blieb damit die einzige Niederlage auf dem Weg zum Titel und der damit verbundenen, lang ersehnten Rückkehr in die zweite Bundesliga. Trainiert wurde die ECH-Aufstiegsmannschaft von Scorpions-Legende Joe West, dessen ESC-Trikot mit der Nummer zehn wenige Kilometer entfernt in der TUI-Arena mittlerweile einen Ehrenplatz unter dem Dach eingenommen hat. Selbst bei großen Erfolgen war der Stadtrivale gegenwärtig.
Große Pläne, bittere Realitäten
Abseits der Eisfläche schwammen die Indians nach der Rückkehr in die 2. Bundesliga auf einer Welle der Euphorie und des Selbstbewusstsein. Der Verein betitelte sich als die geilste Marke im Eishockey, und der Mythos Pferdeturm begrüßte regelmäßig mehr Zuschauer als der große Nachbar in der oftmals nur spärlich gefüllten TUI-Arena.
Die sportliche Realität hingegen war eher ernüchternd. Nur zwei Mal schaffte es der ECH in die Playoffs. Die dortigen Begegnungen mit den Landshut Cannibals sprachen eine deutliche Sprache: 0-6 Siege, 4-25 Tore. In den finalen Zügen der Saison 2012/13 zwang ein sechsstellige Finanzlücke den Hannoverschen Kultverein schließlich unter Tränen aller Beteiligten in die Insolvenz.
Während der ECH im Mittelmaß der 2. Liga langsam auf den finanziellen Ruin zusteuerte, gab es sieben Kilometer weiter einen großen Grund zum Feiern. Den Hannover Scorpions gelang unter Trainerlegende Hans Zach in der Saison 2009/10 ein unwahrscheinlicher wie unvergesslicher Playoff-Run, an dessen Ende der Gewinn der deutschen Meisterschaft stand.

Madison Square Garden trifft Pferdeturm – selbst in der Oberliga strahlt der EC Hannover die Aura des großen Sports aus (Foto: Ralf Relle-Schmitt)
Auch in Herne dauerte es nicht lange, bis Hallenprobleme, bizarre Grabenkämpfe abseits des Eises und finanzielles Chaos jegliche sportliche Ambitionen auf Eis legten. Die ebenfalls von Pape geführten Füchse Duisburg zogen sich aus der DEL zurück, ein Einstieg der Füchse in die 2. Bundesliga wurde nicht bewilligt. Als Notlösung wurden die für diese Liga bereits verpflichteten, teuren Spieler in Herne geparkt. Der Etat des HEV explodierte von einem niedrigen sechsstelligen Betrag auf knapp eine Million Euro.
Parallel tat sich in der baufälligen Gysenberghalle ein Brandherd nach dem anderen auf. Nach kurzer Zeit zog sich Pape zurück, genau wie der HEV wenige Jahre später. Aus war der Traum von den Ruhrpott Crusaders aus Hockeytown Herne als die dominante Eishockeymannschaft des Ruhrgebiets.
Hallo zusammen! Wenn euch auch der zweite Teil dieses Artikels gefallen hat, könnten euch auch die folgenden Links interessieren:
- Tränenreiches Ende der Hannover Indians
- Hannover Scorpions: Deutscher Eishockey-Meister 2010
- Vor zehn Jahren: Meister-Coup der Hannover Scorpions
Nächste Woche geht es mit dem dritten Teil weiter!
Vielen Dank fürs Lesen,
Benjamin
auch hier eine kleine anmerkung zu herne:
mit ein grund war, dass pape die zuschauer nicht mitnehmen konnte und speziell das ausweichen nach gelesenkirchen als die herner halle geschlossen war, sorgte für einen enormen bruch zwischen fans und verein. der rückzug von pape war dann folgerichtig, sorgte aber leider für einen riesigen scherbenhaufen.
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