Nächster Halt Köln-Deutz. Es ist ein kalter, verregneter Sonntagmittag als ich auf den Parkplatz der „Kölnarena2“ biege. Im Schatten der Lanxess-Arena steht hier das Trainingszentrum der Kölner Haie und ist heute Schauplatz der DNL-Partie Kölner Haie gegen die Eisbären Juniors Berlin.
Ich muss zugeben, dass ich schon mit einer gewissen Erwartung hier angereist bin. Letzten Monat wohnte ich dem DNL-Spiel Düsseldorfer EG gegen jene Eisbären aus Berlin bei und war völlig begeistert. Schnelles und gewissenhaftes Eishockey was man im deutschen Nachwuchsbereich bewundern durfte.
Und nun schaffe ich es endlich mal meine zweite DNL-Partie zusehen. Hier in Köln, dem Epizentrum des deutschen Eishockeys, hat man selbstverständlich nur eines im Blick: den Erfolg. Nur zu dumm das der heutige, und gestrige (Um Reisekosten zu reduzieren, spielt man an einem Wochenende zwei Mal gegeneinander) Gegner kein Geringerer als der EHC Berlin ist. Trainiert von Steffen Ziesche dem ehemaligen DEL-Crack.
Das Spiel am Vorabend wurde mit 3-6 verloren.
Es ist der letzte Spieltag der Vorrunde bevor es in die Verzahnung der beiden DNL-Gruppen (Nord und Süd) geht. Berlin ist längst durch und qualifiziert. Für die Kölner allerdings ist der vierte (und letzte) Play-Off-Platz in Gefahr. Der Krefelder EV gastiert in Düsseldorf und sollte, wenn möglich, aus Kölner Sicht verlieren.
Die Haie haben es aber selbst in der Hand. Gewinnen sie hier und heute, sind sie in der nächsten Runde.
Ich betrete das Foyer des Trainingszentrums und schlender zum Eingang der Eishalle. 2,50 verlangt man als Eintritt.
Kaum habe ich mir ein gemütliches Plätzchen auf der kleinen Tribüne gesichert, füllen sich langsam aber sicher die Plätze neben mir. Man kennt sich, begrüßt sich mit Handschlag und fragt ob man gestern Abend gut nach Hause gekommen ist. Was die kleine Tochter macht wird auch noch erkundet. Sogar einen Hund habe ich gesehen. („Schatz, bin mit Bello dann mal draussen und mache ne große Runde!“ So kann man sich auch zum Eishockey stehlen…^^).
Drei Jugendliche hängen sogar einen KEC-Banner ans Geländer. Nur zur Info: Bengalos wurden nicht gezündet.
Es ist eine familäre Atmosphäre und am Ende sind es 115 Zuschauer die hier beiwohnen. Es zeigt zum einen, das Interesse und die Begeisterung für Sport in dieser Stadt. Zum anderen aber vielleicht auch die Enttäuschung über die Profis, die momentan nicht in bester Verfassung sind. Da geht man doch lieber zu den Junioren, zahlt 2,50 € statt 30€ in der Lanxess-Arena. Ich könnte es durchaus verstehen.
Einziger Wermutstropfen: Sharky lässt sich heute nicht blicken. Fies.
Nachdem das Spiel gestartet ist, wird sich auf der Tribüne untereinander der Zwischenstand aus Düsseldorf weitergegeben. Immerhin, es steht viel auf dem Spiel heute. Da die andere Partie bereits um 10h angepfiffen wurde, kann man den psychologischen Vorteil so oder so sehen. Aber schnell wird klar, dass die DEG mit 4-1 führt. Selten in der Geschichte dieser beiden Vereine, hat man sich so sehr über diese Führung des „Anderen“ gefreut.
Und das Spiel hält was es verspricht. Köln ist griffiger und erspielt sich mehrere Chancen. Allein das Tor wird nicht gemacht. Aber, wie gut das es so etwas wie das Powerplay gibt. Max Lukes verwandelt einen Rebound und um mich herum bricht Jubel aus.
Das war doch ein Start nach Maß. Doch es war wohl auch der Weckruf für die Eisbären. Allen Voran Lukas Koziol, der Dreh- und Angelpunkt im Sturm ist. Klasse Partie vom 18-jährigen.
So bereitet er das 1-1 vor in dem er Kai Wissmann anspielt und der die Scheibe an Freund und Feind vorbei einnetzt.
KEC-Goalie Jan Dalgic kann sich in den nächsten Minuten beweisen und hält sein Team im Rennen.
Pause. Durchatmen. In der Sportsbar gibt es jede Menge Möglichkeiten sich mit Heissgetränken zuzudecken. Ja, es ist draußen wärmer als in der Eishalle. Hier in der Bar sind viele KEC-Antiquitäten zu bewundern. Das Trikot von Kühnhakl. Krupps Puck mit dem er sein erstes Tor erzielt hat und jede Menge Poster und Mannschaftsbilder aus vergangenen Zeiten. Aber auch das aktuelle der DNL-Mannschaft. Junge Spieler neben Legenden. Wenn das nicht motiviert selber alles dafür zu tun um in diesem Verein eine Legende zu werden.
Lucas Dumont ist mit bestem Beispiel voran gegangen. Im Powerplay (mal wieder) trifft er im zweiten Drittel zur erneuten Führung.
Leider übersieht das sonst gute Schiedsrichter-Team einige Strafen und das bringt EHC-Coach Steffen Ziesche auf den Plan. Teilweise ist er mächtig sauer auf die Streifenhörnchen. Aber er ist mit Leidenschaft und Passion dabei. Genauso wie er seine Spieler höflichst darauf hinweisst, das der letzte Pass eher suboptimal war („Watt soll der Scheiß!?“).
Die Anweisungen müssen gefruchtet haben. Bären-Kapitän Lois Spitzner bugsiert die Scheibe zum erneuten Ausgleich ein. Und 55 Sekunden vor Schluß passiert das, was man als „zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt“ nennt. Berlin geht durch Wissmann (Heute 2 Tore, 1 Assist) zum ersten mal in Führung. Autsch.
Und jetzt? Fluchen und Wutanfälle kriegen? Quatsch. Düsseldorf gewinnt klar mit 6-3 gegen Krefeld. Köln ist in der nächsten Runde und Erleichterung macht sich auf der Tribüne breit.
Ich kann es mir nur so erklären, dass das Ergebnis bis in die Kabine der Haie gedrungen ist, aber was im letzten Drittel geschah, wird wohl jeden Trainer fuchsen.
Innerhalb von zwei Minuten netzen Volynec, Hessler und Jahnke ein. Ein sportlicher Totalschaden, wenn man bedenkt, dass hier beide Teams gleichauf waren und sich nichts geschenkt haben.
In der 46. Minute kann zwar Lukes noch auf 3-6 „verkürzen“, aber an eine Aufholjagd, dachte zu diesem Zeitpunkt wohl keiner mehr. Den Schlußpunkt setzt dann Ole Olleff mit dem 3-7.
Die Sirene ertönt, beide Trainer verabschieden sich per Handschlag und die Tribüne leert sich rasch. Als ich meine Notizen noch sortiere, sehe ich, wie schon die nächsten Teams auf´s Eis wollen. Der Größe nach zu urteilen, muss es sich um Bambinis handeln. Die Trikots? Iserlohn Roosters.
Ganz egal wie diese DNL-Saison ausgeht, wer sich für die nächsten Runden qualifiziert oder welches Team in zwei Minuten drei Tore zulässt. So lange es junge Spieler gibt die aus dem fernen für ein Meisterschaftsspiel von Mama und Papa nach Köln gefahren werden, mache ich mir keine Bange um das deutsche Eishockey.
Gruß Frank!

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